Wenn Sie sich fragen „wie erreiche ich f90 brandschutz?“, führt der Weg weniger über einzelne „feuerfeste“ Produkte als über geprüfte Bauteilsysteme, saubere Planung und sorgfältige Ausführung. F90 bedeutet: Ein Bauteil widersteht einem genormten Brand 90 Minuten lang in seiner Funktion. Welche Normen gelten, welche Materialien geeignet sind und wie Sie Detailstellen wie Fugen und Durchdringungen korrekt lösen, erfahren Sie hier.
F90-Anforderungen verstehen: Normen und Klassen
F90 ist die Feuerwiderstandsklasse für „feuerbeständige“ Bauteile mit 90 Minuten Widerstandsdauer. Wichtig: Der Wert bezieht sich immer auf das Bauteil als System (z. B. Wand, Decke, Stütze), nicht auf ein Einzelmaterial. Tragfähigkeit, Raumabschluss und Wärmedämmung müssen im Brandversuch über 90 Minuten erhalten bleiben. In der europäischen Terminologie entspricht das in der Regel REI 90 (R = Tragfähigkeit, E = Raumabschluss, I = Wärmedämmung), während die deutsche Bezeichnung nach DIN 4102-2 noch als F90 geführt wird.
Normativ stützen Sie sich in Deutschland auf DIN 4102-2 sowie auf die europäische Klassifizierung DIN EN 13501-2 in Verbindung mit den jeweiligen Prüfstandards (z. B. EN 1363/1364/1365). Für die Baupraxis entscheidend sind Verwendbarkeitsnachweise wie allgemeine Bauartgenehmigungen (aBG), allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ) oder Europäische Technische Bewertungen (ETA) und die Vorgaben der MVV TB. Für tragende Bauteile kommen zusätzlich die Eurocodes, Teil Brandbemessung (z. B. EN 1992-1-2 für Beton, EN 1993-1-2 für Stahl, EN 1995-1-2 für Holz), ins Spiel.
Die Kurzantwort auf „wie erreiche ich f90 brandschutz?“ lautet daher: Wählen Sie ein für F90/REI 90 geprüftes und zugelassenes System, planen Sie Anschlüsse und Durchdringungen normgerecht, und lassen Sie die Ausführung strikt nach Montageanleitung und Zulassung dokumentieren und prüfen. Jede Abweichung vom geprüften Aufbau (andere Beplankung, andere Unterkonstruktion, andere Befestigungsabstände) erfordert einen erneuten Nachweis.
Bauteile und Materialien: Wege zur F90-Klasse
Für Wände und Decken gibt es zwei Hauptpfade: massive und leichte Bauweisen. Massive Bauteile (z. B. Stahlbeton, Mauerwerk aus Kalksandstein, Ziegel oder Porenbeton) erreichen F90 über ausreichende Bauteildicken, Bewehrungsüberdeckung und Detailausbildung, nachgewiesen über Bauteilkataloge/Tabellen oder Brandbemessung. Leichte Bauteile (z. B. Metallständerwände mit GK- oder zementgebundenen Platten) erzielen F90 über mehrlagige Beplankungen, nichtbrennbare Dämmstoffe und definierte Unterkonstruktionen. Achten Sie auf die Suffixe: F90-A bedeutet aus nichtbrennbaren Baustoffen (A1/A2), F90-AB erlaubt auch Anteile brennbarer Baustoffe im System.
Tragende Elemente benötigen ggf. eine brandschutztechnische Bekleidung, um R90 nachzuweisen. Stahlstützen und -träger erreichen dies z. B. über Brandschutzplatten, Spritzbeschichtungen oder Dämmschalen; Holzbauteile über Kapselungen oder Querschnittszuschläge nach EN 1995-1-2. Für Abschlüsse in F90-Trennungen sind passende Bauteile erforderlich: Feuerschutztüren der Klasse T90, Fenster/Gläser mit entsprechender Widerstandsklasse, Lüftungsleitungen mit L90/REI 90 und geeigneten Brandschutzklappen.
Besonders kritisch sind Fugen und Durchdringungen. Alle Installationsöffnungen in F90-Bauteilen müssen mit zugelassenen Abschottungen verschlossen werden, typischerweise S90 nach DIN 4102-9 oder EI 90 (U/C) nach EN 13501-2. Dazu gehören Brandschutzmörtel, -stopfen, -manschetten oder Kombiabschottungen je nach Medium (Kabel, Rohre, Mischinstallationen). Fugen sind mit feuerwiderstandsfähigen Massen, Mineralfasern oder Fugensystemen gemäß Systemzulassung auszuführen; Anschlüsse an flankierende Bauteile benötigen die dort vorgeschriebenen Detaillösungen und Befestigungsabstände. Abschließend sind Montage, Abnahme und Dokumentation (z. B. Kennzeichnungen an Abschottungen, Fotodoku, Zulassungsunterlagen) unverzichtbar.
F90 erreichen Sie nicht durch „ein bisschen mehr Material“, sondern durch zertifizierte Systeme, normgerechte Planung und präzise Ausführung bis ins Detail. Wählen Sie geprüfte Aufbauten, lösen Sie Türen, Fugen und Durchdringungen mit passenden, zugelassenen Komponenten und dokumentieren Sie jede Abweichung. So wird aus der Frage „wie erreiche ich f90 brandschutz?“ ein belastbarer, prüffähiger Nachweis – und verlässliche Sicherheit im Brandfall.