Rigips als Brandschutz Moeglichkeiten und Grenzen

Wie Rigips im Brandschutz hilft – und wo es endet

Kurz gesagt: Ja, Rigips kann als Brandschutz eingesetzt werden – allerdings nicht das einzelne Brett an sich, sondern das geprüfte Gesamtsystem aus Platten, Unterkonstruktion, Befestigung und Fugen-/Anschlussausbildung. Gips bindet chemisch Kristallwasser, das im Brandfall Energie aufnimmt und so die Erwärmung verzögert. Ob und wie lange ein Bauteil tatsächlich standhält, ist jedoch von der richtigen Plattenwahl, der Schichtzahl, der Dämmung und der fachgerechten Ausführung abhängig.

Rigips als Brandschutz: Möglichkeiten im Ausbau

Gipskarton-Feuerschutzplatten (nach EN 520 z. B. Typ DF, im Systemhandel oft als „RF“ bezeichnet) sind für definierte Feuerwiderstände entwickelt. In geprüften Wand-, Decken- und Verkleidungssystemen erreichen sie je nach Aufbau gängige Klassen wie F30, F60 oder F90 nach DIN 4102 bzw. EI 30/EI 60/EI 90 nach EN 13501-2. Möglich wird das durch den Gipskern mit Glasfaserarmierung und die wassergebundene Kristallstruktur, die bei Hitze verdampft und so Zeit gewinnt. Hersteller wie Rigips bieten hierfür Systemaufbauten mit geprüften Details, von der Beplankungszahl über die Schraubabstände bis zu den Fugenspachteln. Das Ergebnis: planbare, reproduzierbare Brandschutzleistungen bei geringem Gewicht und schneller Montage.

Besonders verbreitet ist der Einsatz in Trennwänden, Installation- und Schachtwänden, Unterdecken sowie bei der Bekleidung von Stahlstützen und -trägern. Mit zweilagiger oder dreilagiger Beplankung, nichtbrennbarer Mineralwolle in der Gefachebene und dicht ausgeführten Anschlüssen lassen sich hohe Feuerwiderstände erzielen. Für Installationsschächte stehen geprüfte Schachtwandsysteme bereit, die Leitungsdurchführungen mit zugelassenen Abschottungen kombinieren. Auch nachträgliche Verbesserungen im Bestand sind möglich: etwa das Aufdoppeln bestehender Wände oder das Ergänzen einer Brandschutzdecke unter Holzbalkenlagen. Damit eignet sich der Trockenbau als flexibles Werkzeug, um Brandschutzanforderungen ohne massive Bauteile zu erfüllen.

Neben dem reinen Feuerwiderstand punktet der Systemgedanke: Jedes Detail ist Teil der Schutzwirkung. Dazu gehören umlaufend dicht schließende Anschlüsse an Rohbauwände und Decken, korrekt dimensionierte Unterkonstruktionen aus Metall, festgelegte Schraubbilder und definierte Fugenbehandlungen. Auch Abschottungen für Kabel, Rohre und Lüftung müssen zu Wand oder Decke passen und zugelassen sein. Werden diese Komponenten so kombiniert, wie in der jeweiligen Systemprüfung gefordert, entsteht ein zuverlässiger Schutz gegen Branddurchgang und -übertragung. In Summe kann Rigips im Ausbau also sehr wohl als wirksamer Brandschutz eingesetzt werden – wenn das geprüfte System konsequent umgesetzt wird.

Grenzen: Wann Rigips keinen vollwertigen Schutz bietet

Einzelne Platten „an die Wand“ geschraubt sind noch kein Brandschutz. Wirksam ist nur der nachgewiesene Systemaufbau einschließlich Unterkonstruktion, Befestigung, Dämmstoff, Fugen und Anschlüsse. Werden Schraubabstände vergrößert, Plattenlagen weggelassen, ungeeignete Spachtelmassen verwendet oder Durchdringungen nicht mit zugelassenen Abschottungen ausgeführt, fällt die Schutzwirkung drastisch ab. Gleiches gilt beim Mischen von Komponenten unterschiedlicher Hersteller außerhalb geprüfter Kombinationen. Ohne Dokumentation und Einhaltung der Montagevorgaben gibt es keinen verlässlichen Feuerwiderstand.

Grenzen setzt auch die Einsatzumgebung. In dauerhaft feuchten oder unbeheizten Bereichen, in industriellen Anlagen mit erhöhter mechanischer Beanspruchung oder bei hydrocarbonhaltigen Bränden (z. B. Kraftstoffbrände) stoßen klassische Gipskartonsysteme an ihre Leistungsgrenze. Für Außenbauteile, Parkhäuser, Küchen mit Fettenebel oder Bereiche mit kontinuierlicher Erschütterung sind spezielle, teils zementgebundene oder kalziumsilikatbasierte Systeme erforderlich. Ebenso kritisch sind Beschädigungen: Anstoßschäden, ungeschützte Kanten oder nachträglich unsachgemäß gesetzte Ausschnitte schwächen die Brandschutzschicht. Hier ist laufende Inspektion und Instandsetzung Pflicht.

Schließlich gibt es statische und bauordnungsrechtliche Limitierungen. Hohe Feuerwiderstände bei tragenden Bauteilen verlangen geprüfte Bekleidungen und eine zum Tragwerk passende Klassifizierung (z. B. R 60/R 90) – nicht jede Konstruktion lässt sich mit Gips wirtschaftlich oder technisch sinnvoll erreichen. Bei sehr langen geforderten Widerstandszeiten, extremer Hitzeeinwirkung oder notwendigen Rauchdichtheits- und Heißgasdichtigkeitsanforderungen sind spezialisierte Systeme (z. B. Brandschutzplatten auf Kalziumsilikatbasis, Brandschutzverglasungen, Mörtel- oder Spritzbeschichtungen) oft die bessere Wahl. Und: Der Nachweis muss immer projektbezogen anhand anerkannter Regeln (DIN 4102, EN 13501-2) und der jeweiligen Verwendbarkeitsnachweise geführt werden. Wer Brandschutz mit Rigips plant, sollte daher stets auf geprüfte Systeme zurückgreifen und die Ausführung dokumentiert fachgerecht umsetzen.

Rigips kann als Brandschutz eingesetzt werden – nicht als „Wunderplatte“, sondern als Teil eines geprüften Gesamtsystems. Richtig ausgewählt, geplant und montiert, erreichen Trockenbaukonstruktionen zuverlässig F30 bis F90 und darüber, schützen Tragglieder und begrenzen Brand- sowie Rauchübertragung. Die Grenzen liegen dort, wo Montagequalität, Umgebungsbedingungen oder Anforderungen die Systemvorgaben überschreiten. Wer sicher gehen will, klärt die Zielklasse, wählt ein zugelassenes System, setzt es strikt nach Vorgabe um und dokumentiert die Ausführung. So wird aus „Kann Rigips als Brandschutz verwendet werden?“ ein belastbares „Ja – im passenden System und mit fachgerechter Umsetzung.“

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