Welche Gewerke sind für den Brandschutz zuständig

Wer übernimmt Brandschutz: Architekt, TGA, Trockenbau?

Wer sich fragt „Welches Gewerk macht Brandschutz?“, erwartet oft eine einfache Antwort – doch im Bau- und Gebäudebetrieb ist Brandschutz immer Teamarbeit. Bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen greifen ineinander, von der Planung über die Ausführung bis zum laufenden Betrieb. Dieser Überblick zeigt, welche Gewerke Verantwortung tragen und wie ihre Aufgaben ineinandergreifen.

Diese Gewerke tragen Verantwortung im Brandschutz

Im Kern beginnt Brandschutz bei der Planung: Architektinnen und Architekten, unterstützt von Fachplanenden für Brandschutz, definieren ein schutzzielorientiertes Konzept mit Brand- und Rauchabschnitten, Rettungswegen, Feuerwiderständen und anlagentechnischen Anforderungen. Dieses Konzept ist die verbindliche Richtschnur für alle weiteren Gewerke und wird mit Behörden, Prüfsachverständigen und oftmals der örtlichen Brandschutzdienststelle abgestimmt. Schon hier wird klar: Es gibt nicht das eine Gewerk, sondern eine abgestimmte Kette von Verantwortungen.

Auf der Baustelle tragen Bau- und Ausbaugewerke den baulichen Brandschutz: Rohbau, Mauerwerk und Betonbau für tragende und raumabschließende Bauteile, Trockenbau für feuerwiderstandsfähige Wände und Decken, Metall- und Türenbau für Brandschutztüren und -tore, Fenster- und Fassadenbau für brandbeanspruchte Außenbauteile. Tischler, Maler und Stahlbauer setzen Brandschutzbekleidungen und -beschichtungen um, Fugen- und Abschottungsfirmen sorgen für die zulassungskonforme Abschottung von Leitungsdurchführungen. Dachdecker und Fassadengewerke achten auf Brandriegel und Brandweiterleitung, während der Aufzugsbau brandschutzrelevante Schnittstellen zu Schächten, Steuerung und Entrauchung bedient.

Die technische Seite übernehmen Elektro- und TGA-Gewerke: Elektroinstallationen inklusive Funktionserhalt, Brandmelde- und Sprachalarmanlagen, RWA/Entrauchung, Sicherheitsbeleuchtung und Notstrom. Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär realisieren Sprinkler- und Gaslöschanlagen, Druckbelüftung von Treppenräumen, Feuerlösch- und Hydrantenanlagen sowie die rauchdichte Führung und Abschottung von Kanälen. Ergänzend wirken Facility Management und Betreiber bei Wartung, Instandhaltung und wiederkehrenden Prüfungen mit, während Prüfsachverständige die Konformität bescheinigen und Versicherer sowie Behörden Rahmenbedingungen vorgeben.

Aufgaben von Bau, Elektro, TGA und Fachplanern

Bau- und Ausbaugewerke gewährleisten den baulichen Brandschutz durch Materialwahl und Konstruktion: feuerwiderstandsfähige Decken und Wände, korrekt eingebaute Brandschutztüren mit zugelassenen Beschlägen, definierte Brand- und Rauchabschnitte, brandschutztechnisch sichere Fugen und Abschottungen. Trockenbaukonstruktionen werden gemäß geprüften Systemen ausgeführt, Stahlbauteile erhalten ggf. Schutzbeschichtungen zur Tragfähigkeit im Brandfall. Entscheidend ist die lückenlose Dokumentation mit Verwendbarkeitsnachweisen, Montageanleitungen und Fotodokumentation – nur so bleibt die geforderte Klassifizierung nachvollziehbar.

Im Elektrogewerk stehen brandlastarme Verlegung, Funktionserhalt und Detektion im Fokus: Leitungsanlagen mit E30/E90, korrekte Durchdringungen nach MLAR, selektiver Leitungsschutz und ggf. AFDD/Brandschutzschalter nach VDE 0100-420. Brandmeldeanlagen nach DIN 14675/DIN VDE 0833, Sprachalarmierung und Alarmierungswege werden projektiert, montiert und geprüft; Sicherheitsbeleuchtung und Notstrom versorgen Rettungswege. Ebenso relevant sind die RWA-/Entrauchungsansteuerungen, Aufschaltung zur Leitstelle sowie die Vermeidung unzulässiger Brandweiterleitung in Kabeltrassen und Zwischendecken.

TGA-Fachgewerke setzen anlagentechnischen Brandschutz um: Sprinkler nach VdS/EN, Gaslöschanlagen, Hydranten und Feuerlöschleitungen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sowie Druckbelüftungen und Entrauchungskanäle nach EN/DIN-Reihen. Lüftungsanlagen erhalten Brandschutzklappen, Kanäle werden feuerbeständig geführt oder abgeschottet, und die MSR/GLT koordiniert die Brandfallsteuerung über Szenarien. Fachplanende für Brandschutz orchestrieren diese Schnittstellen, erstellen das Brandschutzkonzept, begleiten die Ausführung, koordinieren Abnahmen mit Prüfsachverständigen und sorgen dafür, dass Betrieb und Wartung gemäß Prüfverordnungen und Herstellerangaben dauerhaft sichergestellt sind.

Die Frage „Welches Gewerk macht Brandschutz?“ lässt sich am besten so beantworten: Jedes – im Rahmen seiner Rolle. Planung, Bau, Technik und Betrieb tragen gemeinsam dafür Verantwortung, dass Schutzziele erreicht und dauerhaft eingehalten werden. Wer früh koordiniert, sauber dokumentiert und gewerkeübergreifend denkt, reduziert Risiken, Nacharbeiten und Kosten – und erhöht die Sicherheit für Menschen und Werte.

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